Wenn die Hormone verrücktspielen

Die Geburt ist überstanden, das Baby ist wohlauf, die Eltern sind überglücklich – oder etwa nicht? Bei vielen frisch gebackenen Mamas schlägt einige Tage nach der Geburt die Stimmung um. Die Tränen fließen und alles erscheint auf einmal negativ. Plötzlich schwirren der jungen Mutter Fragen, Sorgen und Ängste im Kopf herum, die vorher keinerlei Bedeutung hatten. Der schlagartige Stimmungswandel einer Frau nach der Geburt ist ein verbreitetes Phänomen und umgangssprachlich als „Baby-Blues“ bekannt. Fast jede Frau, die eine Entbindung hinter sich hat, ist betroffen. Ein Grund zur Sorge besteht jedoch nicht.
Sie haben vor 3-7 Tagen entbunden und können gar nicht mehr aufhören zu weinen? Dann hat Sie der „Baby-Blues“ gepackt.

Doch woher kommt dieses plötzliche Stimmungstief?
Nach der Schwangerschaft macht der weibliche Körper erneut einige Veränderungen durch. Neben dem Heilungsprozess des Körpers, erfolgt zusätzlich eine enorme Hormonumstellung.

Ihr Östrogenspiegel, der vor der Geburt noch 100x höher als bei nicht schwangeren Frauen war, sinkt nun rapide. Auch das Hormon Progesteron (Sexualhormon) pendelt sich wieder ein.

Eine hohe Endorphin-Produktion während der Entbindung wirkt wie ein körpereigenes Schmerzmittel. Nachdem Ihr Kind auf der Welt ist, wird diese jedoch wieder eingestellt – nicht selten schlägt der Glücksrausch dabei in ein Stimmungstief um.
Den plötzlichen Verlust der Plazenta, die sich bei der Nachgeburt verabschiedet, müssen Sie ebenfalls erst einmal verarbeiten. Schließlich versorgt diese während der Schwangerschaft nicht nur Ihr Baby mit Nährstoffen und Sauerstoff, sondern bildet auch Ihre Schwangerschaftshormone.
Hinzu kommt die gewaltige körperliche Umstellung, an die Sie sich gewöhnen müssen –  9 Monate lang haben Sie Ihr Baby nun im Bauch mit sich herumgetragen. Manche Mütter haben Schwierigkeiten, zu realisieren, dass das jetzt vorbei ist. Nehmen Sie sich so viel Zeit wie Sie brauchen, um sich auf „nicht schwanger“ umzustellen. Denn all die Veränderungen belasten Ihren Körper enorm. Die daraus resultierenden Stimmungsschwankungen kommen recht überraschend und können bei Ihnen selbst oder Menschen in Ihrem Umfeld schon mal für Verwirrung sorgen – das ist völlig normal!

Muss ich zum Arzt, wenn ich den „Baby-Blues“ habe?
Nein! Wenn Sie merken, dass die „Heultage“ einsetzen, gönnen Sie sich einfach mal eine Pause und machen Sie sich keinen Druck! Auch wenn der „Baby-Blues“ in der Regel harmlos ist, sollten Sie zusätzlichen Stress vermeiden. Suche Sie sich Unterstützung bei Ihrem Partner oder Deiner Familie – dann sind die tränenreichen Tage auch schnell überwunden.

Die hormonelle und körperliche Veränderung wirkt sich unterschiedlich stark auf frischgebackene Mamas aus. Zwar liegt nur in wenigen Fällen eine ernsthafte Wochenbettdepression vor, diese sollte jedoch nicht unterschätzt werden. Wenn die Stimmungsschwankungen über das Wochenbett (die ersten 7 Tage nach der Geburt) hinaus anhalten oder stärker werden, ist es ratsam, über ärztliche/ professionelle Hilfe nachzudenken. Denn im Gegensatz zum „Baby-Blues“ ist die Wochenbettdepression eine Krankheit.

Also
Es ist sehr wichtig, dass Sie sowohl die körperlichen Strapazen der Geburt, als auch die seelische Belastung nicht unterschätzen. Gönne Sie sich Ruhe und erlauben Sie Körper und Geist, sich zu erholen.


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